© EVM - Biogasanlage Margarethen am Moos
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Gemeinschaftsgeist durch Einrichtung von erneuerbaren Energiegenossenschaften

Erneuerbare Energien bringen auf lokaler Ebene mehr als nur Arbeitsplätze, wie eine italienische Studie aufzeigt.

Die Gründung von regionalen Genossenschaften für Biogas-Projekte stärkt den Gemeinschaftsgeist, regionale Traditionen und das Gefühl der Verantwortung für die Region, so das Ergebnis einer italienischen Studie. Das zeigt, dass eine erneuerbare Energiepolitik, die diesen Aspekt mit berücksichtigt, auch Profite für die soziale Gemeinschaft auf lokaler und regionaler Ebene mitbringt.

Die EU hat sich verpflichtet, bis 2020 20% der Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen- Dezentralisierung der Energieversorgung, mit lokalem und kollektivem Eigentum der Energieprojekte wird häufiger. Um die Bedeutung der Gemeinschaft für eine Entwicklung erneuerbarer Energien zu verstehen, hat der Autor der Studie gemeindeeigene Biogasanlagen in Südtirol, Norditalien untersucht.

Diese Studie verwendete die Daten über Größe, Besitz und Organisation von sieben kooperativ betriebenen Biogasanlagen mit Gülle und Mist von Bauernhöfen der Umgebung. Insgesamt 400 Landwirte sind an den Genossenschaften beteiligt. Die Forscher führten detaillierte Interviews mit den Vorsitzenden der Biogas Genossenschaften, und zehn Experten in den Bereichen Biogas, Innovation, Energie und Landwirtschaft in der Region. Es ist eine jahrhundertealte Tradition, das Bauern sich in der Region bei landwirtschaftlichen Arbeiten in der Umgebung helfen. Die Regionalregierung unterstützt seit den 1980-er Jahren Projekte für erneuerbare Energien, jedoch gab es vor dem Jahr 2000 nur Betriebsinitiativen von einzelnene Firmen bei den meisten Biogasanlagen in der Region

Der Autor der Studie hat festgestellt, dass jede Genossenschaft im Rahmen einer ähnlichen Reihe von Umständen und Einflüssen entstand, sechs gemeinsame Schritte können festgelegt werden. In der ersten Phase, spielten drei Motivationsfaktoren eine Rolle: regionale Vorschriften zwingen die Bauern, den Dünger zu reduzieren; eine lokale Tradition der kleinen Energieerzeugung; und Beschwerden über Geruchsbelästigung. Im zweiten Schritt, gebildet immer durch fünf Personen, entstand eine Task Force und es begannen Gespräche über eine Kooperative und dann, im dritten Schritt, öffnete das Projekt sich für die Landwirte. Im vierten Schritt, wurden die anderen Landwirte formell Mitglieder der Genossenschaft und im fünften Schritt wurden praktische Maßnahmen ergriffen, um z.B. eine Website einzurichten und eine sichere Finanzierung zu gewährleisten. Schließlich einigten sich die Landwirte auf die Dienstleistungen, die die Genossenschaft im Details gemeinsam abwickeln wollte.

Die Studie identifiziert Kategorien, die in einer Gemeinde Einfluss auf die Errichtung von Biogas Genossenschaften haben, das Wichtigste, neben wirtschaftlichen Überlegungen, ist, dass "Gemeinschaftsgeist" forciert wird. Zum Beispiel waren diejenigen, die die Genossenschaften gründeten, eher Bauern, die ihre Projekte von unten nach oben entwickeln, ausgehend von einer lokalen Gemeinschaftsperspektive und viel weniger von Behörden gesteuert.

Die Tradition des Austausches von landwirtschaftlichen Arbeiten - wie Bewässerung oder Milchwirtschaft - war immens wichtig für die Bildung dieset Initiativen, es wurde automatisch davon ausgegangen, dass Biogas-Projekte auf diese Weise organisiert werden. Darüber hinaus ist die Verantwortung, die Bauern für ihre lokalen Gemeinden und die Umwelt haben, durch Bedingungen gefördert, die eine Gründung von Genossenschaften unterstützen.

Die Bedeutung von Gemeinschaftsgeist, Tradition und Verantwortung von Landwirten zeigt, dass einheitliche nationale Politik nicht so effektiv ist wie reine egionale und lokale erneuerbare Energiepolitik, die in kulturellen Normen und etablierten Praktiken insbesondere die einzelnen Bereiche einbindet, meint der Autor der Studie.

Quelle: Wirth, S. (2014). Communities matter: Institutional preconditions for community renewable energy. Energy Policy. 70: 236–246. DOI:10.1016/j.enpol.2014.03.021.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /