23.06.2014, 12:17 Uhr

DB öffnet Europas ersten CO2-freien Bahnhof

Berlin / Düsseldorf – Die Toilettenspülung läuft mit Regenwasser, für Strom und Warmwasser sorgt die Sonne und die Raumtemperatur wird mit Hilfe von Geothermie reguliert: Der erste „grüne Bahnhof“ Deutschlands in Kerpen-Horrem ist mit mordernster Technologie ausgestattet.

Das 4,3 Millionen Euro teure Projekt verbindet Klimaschutz mit Kundenkomfort. Auf dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Rheinland wurde am vergangenen Freitag (20. Juni) der erste Bahnhof Europas eingeweiht, bei dessen Betrieb kein klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) entsteht.

Nachhaltige Bauweise und modernste Ausstattung gehen Hand in Hand

Am vergangen Freitag war es endlich so weit: Bahnchef Rüdiger Grube durfte die Fertigstellung des ersten Projektes aus dem Programm „grüner Bahnhof“ bekannt geben. Am Kerpen-Horremer Bahnhof (auf der Verbindungsstrecke zwischen Köln und Aachen) können nun täglich mehr als 12.000 Reisende die gelungene Symbiose zwischen nachhaltiger Energieversorgung und Kundenkomfort genießen. Durch verschiedene Maßnahmen können jährlich mehr als 24 Tonnen (t) klimaschädliches CO2 eingespart werden.

„Horrem steht für eine neue Generation von Bahnhofsgebäuden, die modernste ökologische Standards mit hohem Kundenkomfort verbinden. Dieser Bahnhof ist ein Beweis dafür, dass nachhaltige Bauweise und modernste Ausstattung Hand in Hand gehen können. Das ist ein Modell für die Zukunft!“, sagte Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, bei der Eröffnung.

Modernste Technik im klimafreundlichen Bahnhof

Auf den ersten Blick wirkt das neue Bahnhofsgebäude eher unspektakulär. Von Innen überrascht es die Kunden allerdings mit hilfreichen Details wie USB-Ladeanschlüssen, komfortablen Sitzgelegenheiten und dem Pilotprojekt „DB Videoinformation“.

Aber nicht nur die Kundenzufriedenheit steht im Mittelpunkt des Konzepts, sondern auch die regenerative Energiegewinnung. Für die neutrale CO2-Bilanz sorgt eine Photovoltaikanlage, die aus 162 kristallinen Modulen besteht. Dadurch werden im Jahresverlauf rund 31.000 Kilowattstunden (kWh) Solarstrom erzeugt, wobei man gleichzeitig auch darauf achtet, Strom einzusparen: Ein neues Beleuchtungskonzept kombiniert die Nutzung des Tageslichts mit energiesparender Leuchtdioden-Lichttechnik.

Auch das Heiz- und Kühlsystem des Bahnhofgebäudes wird durch eine klimafreundliche Geothermie-Anlage gesteuert. Selbst die Toilettenspülung speist sich mit Regenwasser, welches auf dem begrünten Dach gesammelt wird. Für warmes Wasser sorgt die Solarthermieanlage.

„Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes, der Einsatz erneuerbarer Energien, die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen, die maximale Ausnutzung des Tageslichtes, Einsatz von Photovoltaik und Solarthermie, Nutzung von Erdwärme, Regenwassermanagement und Wärmerückgewinnung - hier haben die Ingenieure wirklich nichts ausgelassen, um ein modernes Gebäude zu schaffen, dass alle Anforderungen der Energiewende erfüllt. Die Investitionen von Bahn, Land und Stadt sind hier gut angelegt", so NRW-Verkehrsminister Michael Groschek.

Millionen-EU-Unterstützung für die "Sustainable Station"

Seit dem Baustart Mitte November 2012 sind Projektkosten in Höhe von 4,3 Millionen Euro entstanden. Der Neubau des Empfangsgebäudes wurde im Rahmen des EU-Projektes Sustainable Stations (Susstation) mit rund einer Millionen Euro gefördert. Susstation ist eine Initiative von fünf Infrastruktur-Organisationen aus verschiedenen europäischen Ländern, die den Bau von nachhaltigen Bahnhöfen unterstützt. Das Land NRW fördert über den Aufgabenträger Nahverkehr Rheinland (NVR) den Bau mit rund 1,3 Millionen Euro, der Bund mit einer Million und die Stadt Kerpen mit 30.000 Euro. Eine weitere Million Euro sind Eigenmittel der DB.

Im Jahr 2013 hat die Deutsche Bahn AG rund 5.660 Personenbahnhöfe in Deutschland betrieben. Der vorläufig zweite grüne Bahnhof Deutschlands wird in der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen) für rund fünf Millionen Euro verwirklicht. Mit dem Baubeginn soll im zweiten Quartal 2015 begonnen werden. Zum Reformationsjubiläum 2017 soll das moderne „Eingangstor zur Stadt“ in Betrieb gehen.

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