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URAN- Strahlender Fluch

Ein wenig beachteter Aspekt der vermeintlich "sauberen" und "CO2-armen" Atomkraft

Salzburg – Das atomare Risiko beginnt mit dem Abbau des radioaktiven Schwermetalls Uran. Einem Rohstoff, der (bereits) auf seinem Weg von der Lagerstätte bis zum Reaktor für militärische Zwecke instrumentalisiert werden kann. Der Abbau des für den Betrieb von AKWs und Atomwaffen notwendigen Energieträgers führt zu erheblichen Umwelt- und Gesundheitsschäden, zu einem immensen Wasser-, Flächen- und Energieverbrauch sowie zu Bergen von radioaktivem und giftigem Müll. Derartige Folgen ‘blühen’ Tansania, dem neuen Bergbau-Eldorado in Ostafrika.

Die nukleare Brennstoffkette produziert riesige Mengen an Müll: das größte Abfallvolumen entsteht beim Uranabbau. Um 33 Tonnen angereichertes Uran als Brennstoff für Atomkraftwerkei zu gewinnen, müssen rund 440.000 Tonnen Uranerz abgebaut werden. Neunzig Prozent davon sind taubes Gestein mit einem zu geringen Urangehalt für die darauf folgende industrielle Trennung des natürlich vorkommenden Uran- Isotopengemisches sowie die Anreicherung des spaltbaren Uranisotopes U-235. Die zurückbleibenden Abraumhalden enthalten radioaktive und giftige Zerfallsprodukte von Uran und sind Verwitterung sowie Erosion durch Wasser und Wind ausgesetzt. Die schlammigen Rückstände (tailings) der mechanischen und chemischen Uranerzaufbereitung enthalten 85 Prozent der Radioaktivität des Erzes, unter anderem strömt von den tailings das gasförmige Zerfallsprodukt Radon aus. Ökologische Zeitbomben, die nach menschlichen Maßstäben für immer radioaktiv bleiben und nicht sicher von der Umwelt getrennt werden können. Das Endprodukt der Uranerzaufbereitung, Yellow Cake, wird in Konversions- und Anreicherungsanlagen – beispielsweise im westfälischen Gronau – reaktorfähig gemacht. Pro Tonne angereichertem Uran fallen 5,5 Tonnen abgereichertes Uran an. Depleted Uranium (DU; abgereichertes Uran) wird für panzerbrechende Waffen verwendet. Es ‘befeuert’ Konflikte und menschliche Tragödien weltweit. Die skizzierten Verarbeitungsschritte verdeutlichen den wahre Preis der aus dem Rohstoff Uran gewonnenen Atomkraft: für die Bevölkerung der Uranabbaugebiete, für die EndverbraucherInnen dieser Energieform.


Uranabbau und Atomkraft – Nein Danke!

Ein Widerstandsmarathon, der die Bevölkerung in den Regionen Bahi und Manyoni, Zentraltansania, in Atem hält. Dort bäumt sich die Bevölkerung gegen eine geplante Uranmine auf, die ihre Heimat radioaktiv verseuchen und mit giftigen Substanzen belasten würde. Dank der zahlreichen Aufklärungs- und
Bewusstseinsbildungskampagnen der tansanischen Nichtregierungsorganisation CESOPEii ist sie mit Informationen über die Dimensionen und Auswirkungen des Uranabbaus sowie über ihre Rechte gewappnet. Ein zäher Kampf, der allen Beteiligten das Maximum abverlangt, wie der Direktor von CESOPE, Anthony Lyamunda, berichtetiii. Ein Widerstand, der internationale Unterstützung benötigt. Die Stadt Salzburg hat – wie etwa die Stadt Genf – im März 2013 eine Resolution zur Unterstützung der Gemeinde Falea (Mali) gegen eine geplante Uranmine verabschiedet. Die Städtepartnerschaft Salzburg – Singida (Tansania) ist angesichts der Gefährdung der Wasserversorgung sowie der landwirtschaftlichen
Existenzgrundlage der Bevölkerung in Bahi und Manyoni durch den geplanten Uranabbau alarmiert.

’Everything stops with Uranium Mining’ – eine traurige Realität in Ländern wie Australien, Kanada und Namibia, die auf jahrzehntelange Erfahrungen mit dem Abbau des Schwermetalls blicken. Eine Zukunft, die es in Tansania zu verhindern gilt. Die Verhinderung des Uranabbaus in Bahi und Manyoni erfordert im Hinblick auf Bewusstseinsbildung und politischem Lobbying eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit.


i Bei einer durchschnittlichen Reaktorleistung von 600 MW; zusätzlich abhängig vom Urangehalt im Gestein.

ii Civil Education is the Solution to Poverty and Environmental Management (CESOPE)

iii Am 10. April 2014 veranstaltete die PLAGE in Kooperation mit Bondeko einen Gesprächs-Abend mit Anthony Lyamunda zu der Thematik: ‘Uran – Strahlender Fluch. Eine Reise in das neue Bergbau-Eldorado Tansania"

GastautorIn: Julia Bohnert, MSc für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /