17.04.2014, 08:24 Uhr

Vattenfall und die Angst vor digitalen Angriffen auf Kraftwerke

Berlin – Der Energieversorger Vattenfall ist bei seinen Kraftwerken in Deutschland bislang von Cyberattacken verschont geblieben. Damit das auch in Zukunft so bleibt, hat Vattenfall nun ein Bündnis mit Wissenschaftlern geschlossen.

Wie Vattenfall erklärt, zählen Kraftwerke zu den kritischen Infrastrukturen, deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen oder Schäden der öffentlichen Sicherheit zur Folge haben. Weil diese Systeme und Infrastrukturen auch auf Komponenten der klassischen Informationstechnologie zurückgreifen, seien sie eben auch anfällig für Angriffe, wie sie aus dem Internet bekannt sind.

US-Behörde meldet Hunderte Angriffe auf Infrastruktur-Systeme

Bisher gab es keine gezielten Attacken auf Kraftwerke von Vattenfall in Deutschland. Doch habe beispielsweise das ICS-CERT (Industrial Control Systems - Cyber Emergency Response Team) der USA allein im Zeitraum zwischen Oktober 2012 und Mai 2013 mehr als 200 Angriffe auf die Informationstechnik kritischer Infrastrukturen erfasst. Angriffe von Computerviren wie Stuxnet, Flame und Duqu haben laut Vattenfall zu bisher unbekannten Möglichkeiten der Sabotage geführt, die sogar zum Totalausfall ganzer Infrastrukturen führen können.

Bündnis gegen Cyber-Angriffe

Um gegen digitalen Angriffe auf Prozessleitsysteme wie z. B. Hacker-Angriffe vorzubeugen und eine stabile Energieversorgung sicherzustellen, haben Vattenfall, der BTU-Lehrstuhl Rechnernetze und Kommunikationssysteme und die Cebra - Centrum für Energietechnologie Brandenburg GmbH einen Kooperationsvertrag geschlossen. Ziel ist unter anderem die Entwicklung eines Prozesses zur Bewertung der IT-Sicherheit heterogener Kraftwerkssysteme, um bestehende Sicherheitsrisiken und Verwundbarkeiten zu ermitteln. Darüber hinaus geht es um die praktische Analyse der ermittelten Schwachstellen durch Penetrationstests. Auf Basis aktueller Forschungsergebnisse sollen innovative Methoden zur Verbesserung der IT-Sicherheit von Prozessleitsystemen entwickelt werden. Eine solche Methode ist beispielsweise die effiziente Überwachung der Kommunikation innerhalb der zu schützenden Systeme, um Angriffe frühzeitig zu erkennen.

BTU-Lehrstuhl mit viel Erfahrung auf dem Gebiet der IT-Sicherheit

Der Lehrstuhl Rechnernetze und Kommunikationssysteme der BTU forscht seit 1993 kontinuierlich auf dem Gebiet der reaktiven IT-Sicherheit, insbesondere der Einbruchserkennung und des Netzmonitorings. Zahlreiche Projekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Industrie wurden erfolgreich bearbeitet. Gegenwärtige Forschungsschwerpunkte sind neben dem Schutz kritischer Infrastrukturen Peer-to-Peer-Intrusion-Detection-Systeme, die Anomalieerkennung für industrielle Netze, die Sicherheit von Web 2.0-Anwendungen sowie der Schutz virtualisierter Systeme.

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